EXKURSION DURCH DIE VERSTEINERTEN MEERE DES NORDHARZES
Wir sind in der glücklichen Lage, hier vor unserer Haustür ca.420 Millionen Jahre Erdgeschichte fast lückenlos und teilweise wie in einem
Buch aufgeklappt vorzufinden. ( Klassische Quadratmeile der Geologie )
Unsere Exkursion führt in das nördliche Harzvorland, welches Bestandteil des subherzynen Beckens ist . Dieses Becken wird im Süden vom Harz, im Osten von der Halle-Hettstedter Gebirgsbrücke und im Nordosten von der Flechtlingen-Roßlauer Scholle begrenzt. Nach Nordwesten war dieses Becken offen, welches einen
mehrmaligen Meeresvorstoß im Mesozoikum (Erdmittelalter) gestattete.
Unsere Exkursion durchläuft 260 Mio. Jahre Erdgeschichte vom Zechstein bis zur Gegenwart. Der Ausflug in die Erdgeschichte beginnt am Ausgang des Bodetales.
Hier stehen wir auf der Harznordrandverwerfung, einer tektonischen Störung, welche das Gebirge vom nördlichen Harzvorland trennt.
An der Hubertusquelle tritt salzhaltiges Wasser zu Tage, welches aus Schichten des Zechsteines an Verwerfungsspalten emporgedrückt wird. Bereits im 17.Jh. hat man hier Salz gewonnen und das Wasser für Heilzwecke angewendet. Heute wird es z.T. von der ,,Bodetaltherme" genutzt.
Der weitere Weg führt uns in Richtung Benneckenrode, einem Ortsteil von Thale. Hier trifft man Schichten des Tertiär an und es wird auch auf die Geschichte des Braunkohleabbaus bei Thale eingegangen.
Diese Braunkohle ist tertiären Ursprungs, wurde durch Flußtransport hier her verlagert.
Das eigentliche Braunkohlenrevier wurde in der Hochebene bei Elbingerode nachgewiesen. Dieses haben Pollenanalysen ergeben - ein wichtiges Indiz für die stärksten Hebungen des Harzes im Tertiär !
Etwas höher findet man noch ein paar große Quarzitblöcke (das gleiche Material wie an der Teufelsmauer) Dies läßt den Schluß zu, daß die Eismassen der Eiszeit diese Brocken von der Teufelsmauer bis in dieses Gebiet transportiert haben könnten.
Am Gasthaus "Rübchen" wird dann noch mal auf den Kohleabbau eingegangen , denn von hier bis zum ehem. Güterbahnhof ( heutiges Rathaus in Thale ) gab es 1889 Pläne für den Bau einer Seilbahn, welche die
Kohle zum damaligen Güterbahnhof transportieren sollte.
Über den Kirchenberg geht es dann zum nächsten Aufschluß, dem alten Eisenbahneinschnitt im Buntsandstein. Dieser wurde 1907 angelegt und man hat somit ein perfektes Fenster in die Erdgeschichte vor 250 Mio. Jahren geschaffen. Man erkennt hier sehr schön die Aufrichtung der Gesteinsschichten
des Harzvorlandes. Desweiteren erzählen uns hier die Schichten noch mehr Spannendes - es gab hier einmal eine Wüste, welche ab und an aus Nordwesten von einem flachen Meer
bedeckt wurde. Im Bundsandstein sieht man sehr schön sogenannte Wellenrippel, die erhalten geblieben sind. Auch konnten sich konservierte Trockenrisse im Schlamm sowie Spuren von Regentropfen bis in
unsere Zeiten hinüber retten.
Eingeschlossen in diesen Schichten sind Rogensteinbänke, welche im Mittelalter gerne für Bauzwecke verwendet wurden. Entstanden sind diese Schichten duch kleine Sandkörnchen , welche im flachen und kalkhaltigem Wasser hin und her bewegt wurden. Die Sandkörner dienten als Kristallisationskeime um die sich der Kalk Schicht fürSchicht ansetzte und Kugeln bildete, ähnlich wie bei der Entstehung einer Perle.
Aus gegebenem Anlaß muß an dieser Stelle nochmals darauf hingewiesen werden, daß es sich bei dem Eisenbahneinschnitt um ein Naturdenkmal handelt. Es ist verboten, in den Hängen zu klettern, sowie Gesteinsmaterial aus den Wänden herauszuschlagen. Nach § 28 Bundesnaturschutzgesetz und § 304 des StGB bildet dieses eine Straftat und wird umgehend zur Anzeige gebracht !
Die Wanderung führt weiter am alten Bahndamm nach Thale-Nord. Hier geht es dann über einen Feldweg in Richtung Kahlenberg. Die hier anzutreffenden Gesteine gehören zum Muschelkalk. Da in früheren Zeiten die Bauern immer sehr viel ( für die Landwirtschaft ) störende Steine von den Feldern gelesen haben, lassen sich manchmal am Feldrand noch gute Funde von fossilen Muscheln, Turmschnecken, Stielglieder von Seelilien und Teilstücke von Ammoniten machen.
Abdruck einer Muschel
Bruchstücke von Ammoniten ( Ceratiten )
Der weitere Weg in Richtung Teufelsmauer führt uns über den Mühlenberg ,wo früher einmal Ton abgebaut wurde. Diese Tongrube brachte sehr schöne Pflanzenfossilien zu tage,
wurde aber leider im letzten Jahrhundert mit Müll verfüllt.
Weiter führt uns der Weg entlang eines Feldes, an welchem man schöne Stücke von Fasergips findet - entstanden vor ca.200 Mio.Jahren in flachen Salzseen.
Fasergips (zusammengepreßt)
Kurz vor der Teufelsmauer treffen wir dann noch einmal auf eine Fossilfundstelle der Keuperzeit, welche Muscheln und mit viel Glück auch Seeigel zu bieten hat.
Dann gehts direkt an der Bode lang in Richtung Teufelsmauer. Hier finden wir im Wasser die sogenannten Bodeachate - ein Produkt der Eisenverhüttung.
Dann liegt sie vor uns - die Teufelsmauer, ein gewaltiges Bauwerk der Natur. Sie bildet auch das markanteste Beispiel für die Aufrichtungszone des nördlichen Harzvorlandes.
In der Kreidezeit vor 80 Mio. Jahren gab es eine Klimaerwärmung, es tauten die Pole ab und es gab einen weltweiten Anstieg des Meeresspiegels. Dieser Klimawandel wurde erzeugt durch weltweite Vulkantätigkeit, bei der Unmengen an Methan und Kohlendioxid freigesetzt wurden. Freigelegt wurde die Teufelsmauer aber erst zum Ende der Eiszeit, wo große Wassermassen mobilisiert wurden und das nördliche Harzvorland ,, modelliert " wurde. So , ganz nebenbei ` hinterließ uns die Eiszeit einen Schatz, welcher wertvoller , als Gold und Edelsteine ist - nämlich die fruchtbaren Ackerböden .
Hier endet nun die Exkursion und es geht wahlweise zu Fuß oder mit der Bahn zurück nach Thale.
Der Teilnehmer erfährt auf dieser Tour viel Neues und Wissenswertes aus der Region und nimmt noch ein paar schöne Zeugen der Erdgeschichte mit nach hause.
Im Buntsandstein